Einführung Tierwohllabel geplant

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt will ein staatliches Tierwohllabel einführen. Das Label soll zweistufig und freiwillig sein. Der deutsche Tierschutzbund begrüßt das Vorhaben, fordert jedoch weitere Maßnahmen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Tierhaltung.
Eingepfercht in enge Ställe, keine artgerechte Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten - auf diese Weise müssen jährlich Millionen Tiere in der industriellen Massentierhaltung dahinvegetieren. Damit es den Tieren in Zukunft besser geht, plant Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt die Einführung eines staatlichen Tierwohllabels. Das Label soll zweistufig und freiwillig sein und tierische Produkte kennzeichnen, die unter Einhaltung höherer Tierschutzstandards hergestellt wurden. Anhand der Kennzeichnung sollen Konsumenten ihre Kaufentscheidung zugunsten der Tiere treffen können. Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt die Entscheidung des Ministers, denn bislang hat der Staat bei einer transparenten Kennzeichnung nach Tierschutzkriterien versagt. Weil der gesetzliche Rahmen zur Tierhaltung in landwirtschaftlichen Betrieben ungenügend ist, hat sich der Verband bereits vor Jahren zu einem eigenen Label entschlossen.
Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes
Anlässlich der Internationalen Grünen Woche 2017 in Berlin zieht der Deutsche Tierschutzbund bei seinem Label „Für mehr Tierschutz“ ein positives Fazit: Sowohl die Anzahl der Markenlizenznehmer als auch der teilnehmenden Betriebe und der Handelsunternehmen steigt stetig an. Nach Mastschweinen und –hühnern, wurden 2016 die Legehennen und zuletzt die Milchkühe ins Programm aufgenommen. Die Produkte mit dem Tierschutzlabel sind in großen Regionen bei EDEKA Minden-Hannover, EDEKA Südwest, EDEKA NORD, EDEKA Nordbayern, Globus, Markant, Kaufland, NP Discount, real,-, Netto, famila und Lidl gelistet; Lidl, ALDI SÜD und ALDI Nord kommen mit Milchprodukten hinzu. „Unser Label wird zunehmend zu einem festen Bestandteil in den Sortimenten der Handelsunternehmen. Und wir sind überzeugt, dass wir mit unserem - gerade für uns als Tierschützer durchaus belastenden –Schritt, auch den Weg für ein staatliches Label geebnet haben. Die Debatte darum und um eine nationale Nutztierstrategie als logische Konsequenz haben wir katapultartig angetrieben“, bilanziert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Hilfestellung angeboten
Der Deutsche Tierschutzbund geht davon aus, dass die Detailkriterien des staatlichen Labels noch erarbeitet werden. „Wir haben mit unserem Label und der damit verbundenen wissenschaftlichen Grundlagenarbeit Erfahrungen gesammelt, die wir gerne in die Ausgestaltung des staatlichen Labels einfließen lassen. Eine Voraussetzung muss dabei aber immer klar sein: Die Labelstufen müssen deutlich erkennbar über dem gesetzlichen Niveau liegen und für den Verbraucher transparent sein. Da kann unser zweistufiges Label die Blaupause sein“, formuliert Schröder die Grundlage.
Stallsysteme müssen angepasst werden
Für den Deutschen Tierschutzbund ist zudem klar, dass ein Label staatlicherseits nicht ausreicht, um die dringend erforderlichen, auch gesellschaftlich gewünschten, Verbesserungen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung zu erreichen. Der Gesetzgeber muss zeitgleich mit dem Label klarstellen, wie die Stallsysteme der Zukunft aussehen sollen, damit die Landwirte Planungssicherheit haben. Der Deutsche Tierschutzbund weiß aus eigener Erfahrung, dass etwa die vorherrschenden Stallsysteme in der Schweinehaltung nur durch eine extrem aufwändige und kostenintensive Umrüstung tiergerecht werden können. Diese Umbauten seien nur mittels massiver Förderungen möglich.
Weitere Informationen zum Label des Deutschen Tierschutzbundes finden Sie unter: www.tierschutzlabel.info