Aldi und Norma haben zum wiederholten Male die Preise für Milch, Butter & Co gesenkt. Leidtragende im Preiskampf der Discounter um die Molkereiprodukte sind die Tiere. Viele Landwirte sind wegen der ruinösen Preise in ihrer Existenz bedroht. Handel und Molkereien müssen endlich Verantwortung zeigen.
Milch und andere Molkereiprodukte werden immer billiger. Erst vor kurzem haben die Lebensmitteldiscounter Aldi und Norma erneut die Preise gesenkt. Auch Bio-Milch ist billiger geworden. Andere Handelsunternehmen ziehen in diesem Preiskampf schnell nach. Die Folge der Billigpreispolitik ist Tierleid in der Landwirtschaft.
Billigpreise sind schuld an Tierleid
Damit sie wirtschaftlich rentabel sind, müssen Milchkühe immer mehr Leistung bringen. Laut Angaben des Deutschen Tierschutzbundes lieferte eine Kuh im Jahr 1995 durchschnittlich bereits 5.400 Kilogramm Milch pro Jahr, heute sind es knapp 8.000 Kilogramm. Die hohe Milchleistung ist schuld daran, dass die Kühe häufig an Stoffwechselstörungen, Euterentzündungen oder Klauenerkrankungen leiden. Die Tiere verbringen ihr ganzes Leben zumeist im Stall, ungefähr ein Drittel der Milchkühe sogar noch in Anbindehaltung. Die angebundenen Tiere haben keine Möglichkeit sich zu bewegen, bequem zu liegen oder mit Herdenmitgliedern in engeren Kontakt zu treten. Aufgrund Erkrankungen oder einer sinkenden Milchleistung wird ein Großteil der Milchkühe nach durchschnittlich vier Jahren geschlachtet.
Landwirte kämpfen um ihre Existenz
Seit Abschaffung der Milchquote können Landwirte so viel Milch produzieren, wie sie wollen, ohne an eine Mengenbegrenzung gebunden zu sein. Damit die Milch dem hohen Preisdruck auf dem Weltmarkt standhalten kann, wird sie verramscht. Viele Betriebe haben Tierbestände aufgestockt, um dennoch wettbewerbsfähig zu bleiben. Der zunehmende Preiskampf beeinflusst auch den Tierschutz in den Ställen: Landwirte wirtschaften zunehmend am Existenzminimum. Für dringende Tierschutzinvestitionen im Stall fehlen die notwendigen finanziellen Mittel. Auch die Tiergesundheit steht in Gefahr, da Tierarztkosten ebenfalls durch die geringen Einnahmen gedeckt werden müssen.
Handel muss endlich Verantwortung zeigen
„Billigpreise erziehen die Verbraucher dahingehend, dass mittlerweile sogar Bio-Produkte billig zu haben sind“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Zum Schutz der Tiere muss der Lebensmittelhandel endlich seine ethische Verantwortung wahrnehmen und auf tierische Produkte zu Billigpreisen verzichten. Handel und Molkereien müssen ihre Preispolitik stattdessen nachhaltig gestalten und dadurch den Landwirten die Möglichkeit geben, mehr Tierschutz in die Nutztierhaltung einzubringen.