Gelb ist die Farbe des Freiraums

Ist Ihnen schon einmal ein gelbes Halstuch oder etwa eine gelbe Schleife am Halsband, Geschirr, oder an der Leine eines Hundes aufgefallen? Auf den ersten Blick mag es nur nach einem schicken farblichen Accessoire aussehen, doch hinter der gelben Farbe steckt eine für den Halter ganz wichtige Botschaft – „Ich brauche Freiraum!“
Bekannt wurde die Idee des gelben „Abstandhalters“ weltweit durch die Schwedin Eva Oliversson, die 2012 ihre Kampagne Gulahund/Yellowdog („Gelber Hund“) ins Leben rief. Wie die Hundetrainerin auf ihrer Webseite gulahund.se (oder yellowdog.se) berichtet, hatte sie nach einer simplen und effektiven Methode gesucht, sensiblen Hunden das Leben in der Gesellschaft zu vereinfachen. Inspiriert wurde sie dabei von Hundevereinen aus Australien, die in ihren Kursen gelbe Bänder verwenden, um den anderen Teilnehmern zu signalisieren, dass empfindliche Bellos dabei sind. Dadurch wird diesen Hunden der Kurs erleichtert.
Bitte Abstand halten, weil …
Die gelben Halstücher oder Bänder sollen beim Spaziergang bereits von weitem signalisieren, dass der Hund Abstand zu anderen Artgenossen oder Menschen braucht. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass die Fellnase gefährlich ist, sondern es gibt diverse andere Gründe: Der Hund ist beispielsweise krank, aufgrund einer Verletzung in der Reha, in seiner Ausbildung, als Therapiehund unterwegs, alt und unsicher, läufig oder hat in seiner Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden oder Menschen gehabt.
Der gelbe Hinweis funktioniert jedoch nur, wenn andere Menschen ihn erkennen und respektieren. Achten Sie daher bitte in Zukunft auf Hunde mit gelben Halstüchern oder Schleifen und geben Sie ihm den Freiraum, den er benötigt. So helfen Sie ihm und seinem Besitzer entspannter durchs Leben zu gehen.
Internationale Unterstützung
Die Kampagne von Eva Oliversson wird bis dato in über zehn Ländern unterstützt, unter anderem in den Niederlanden, Dänemark, Italien, Großbritannien und auch Deutschland. Hierzulande kümmern sich seit 2015 die Mitglieder des Vereins „Gelber Hund und Freunde e. V.“ um die Verbreitung des „Gelben Hundes“.
Über 4.500 Animal Hoarding-Opfer im Jahr 2022 – ein trauriger Rekord

Text: Deutscher Tierschutzbund
Das krankhafte Sammeln von Tieren hat 2022 im zweiten Jahr in Folge einen traurigen Rekord erreicht. Das zeigt eine jetzt veröffentlichte Datenauswertung des Deutschen Tierschutzbundes: 73 Fälle von Animal Hoarding mit 4.506 betroffenen Tieren wurden dem Verband im vergangenen Jahr bekannt – so viele Tiere wie noch nie. Pro Monat wurden durchschnittlich sechs Fälle bekannt. So viele wie im Jahr zuvor – ein beängstigender Trend. Die derzeit ohnehin stark belasteten Tierheime können die Versorgung der meist völlig verwahrlosten Tiere kaum stemmen und geraten an räumliche, finanzielle und psychische Grenzen.
„Das Leid der gehorteten Tiere ist kaum vorstellbar: Verwahrlost, unterernährt und krank hausen sie auf engem Raum im eigenen Urin und Kot, pflanzen sich unkontrolliert fort – während die Halter üblicherweise gar nicht merken, dass es ihren Tieren schlecht geht und teils sogar immer weitere aufnehmen", sagt Nina Brakebusch, Fachexpertin für Animal Hoarding beim Deutschen Tierschutzbund. Der Trend bereite ihr große Sorge: „In vielen Fällen bergen Tierschützer bei Rettungsaktionen auch tote Tiere. Diese können häufig gar nicht alle gezählt und erfasst werden, ebenso wie der Nachwuchs trächtiger Tiere. Unsere Zahlen sind als Mindestwerte zu verstehen – von einer hohen Dunkelziffer ist leider auszugehen."
Katzen und kleine Heimtiere besonders betroffen
Seit Beginn der Datensammlung des Deutschen Tierschutzbundes waren Katzen die am öftesten von Animal Hoarding betroffenen Tiere, so auch in 2022. In insgesamt 35 Fällen wurden sie gehortet. Ausgehend von der Gesamtzahl der Tiere wurden vor allem kleine Heimtiere gehalten: Da diese sich besonders schnell vermehren, war mit 1.897 fast jedes zweite von Animal Hoarding betroffene Tier ein kleines Heimtier. Der größte Fall ereignete sich in der bayerischen Stadt Roth: Hier wurden 400 Kaninchen aus dem Keller und der Gartenlaube einer Hoarderin gerettet.
Helfende Tierheime in Not
Für die Tierheime, die die beschlagnahmten Tiere aus Animal Hoarding-Fällen im Auftrag der Kommunen aufnehmen und versorgen, stellt jeder einzelne Fall eine enorme zusätzliche Belastung dar. Viele Heime sind nach den vermehrten Abgaben unüberlegt während der Pandemie angeschaffter Tiere ohnehin überfüllt, gleichzeitig bringen die steigenden Futter-, Energie-, Personal- und Tierarztkosten sie finanziell ans Limit. „Mehr denn je ist der karitative Tierschutz auf eine gerechte Entlohnung durch die Kommunen angewiesen. Die bleibt ihm allerdings zumeist verwehrt: Nur fünf Tierheime konnten 2022 von einer vollständigen Kostendeckung nach einem Animal Hoarding-Fall berichten“, so Brakebusch. Als Dachverband fordert der Deutsche Tierschutzbund eine entsprechende finanzielle Unterstützung für die Übernahme kommunaler Pflichtaufgaben. Gleichzeitig müsste das Problem auf bundespolitischer Ebene nachhaltig eingedämmt werden. Der Tierschutzbund fordert dafür eine Heimtierschutzverordnung mit eindeutigen Vorgaben für Zucht und Haltung und verpflichtendem Sachkundenachweis, ein übergreifendes Zentralregister für straffällig gewordene Tierhalter sowie nicht zuletzt die Anerkennung von Animal Hoarding als Krankheitsbild, um den betroffenen Personen bessere Therapiemöglichkeiten zu bieten.
PETA deckt auf – Zuchtverband aus Bayern quält Auktions-Kälber

Es ist ein Skandal, der Tierschützer abermals fassungslos macht. Nachdem bereits 2018 tierquälerische Tätigkeiten bei deutschen Kälberauktionen im baden-württembergischen Herrenberg durch PETA aufgedeckt wurden, hat die Tierschutzorganisation vor kurzem erneut verstörendes Video- und Bildmaterial erhalten. Dieses Mal aus dem Auktionshaus des Zuchtverbands für oberbayerisches Alpenfleckvieh Miesbach e. V. in Bayern. Die Aufnahmen, die nach Angaben von PETA in einem Zeitraum von drei Jahren – von 2020 bis 2023 – entstanden, zeigen, wie gerade einmal wenige Wochen alte Kälber völlig grundlos misshandelt werden
Die Videoaufnahmen, die von PETA sowie dem TV-Sender RTL bereits öffentlich gemacht wurden, zeigen unter anderem, wie die Kälber mitleidslos aus den Transportern ins Auktionsgebäude des Zuchtverbands getrieben und gestoßen werden. Dort geht die schmerzhafte Tortur – scheinbar ohne Rücksicht auf die Tierkinder – weiter: Bei der Registrierung wird den Kälbern zur Wiedererkennung – ohne Betäubung! – eine Ohrmarke gestochen.
Kein Platz, keine Nahrung
Anschließend geht es für die verängstigten und verstörten Jungtiere, die ihr Unwohlsein durch Lautausstöße, die auf den Aufnahmen immer wieder zu hören sind, in viel zu kleine Wartebuchten. Dort versuchen sich manche Kälber aus Erschöpfung hinzulegen, werden jedoch direkt von anderen Kälbern übertrampelt, da kein Platz vorhanden ist. Andere Kälber rennen wiederum panisch in die Begrenzungswände und versuchen aus dem Unheil zu fliehen.
Ebenfalls zu sehen sind Videosequenzen, in denen Kälber versuchen, aus den angebrachten Wassertränken zu trinken, doch diese sind eindeutig nicht für Kälber geeignet. Im Alter zwischen vier und sechs Wochen ist der Kuhnachwuchs noch daran gewöhnt, an den Zitzen der Mutter oder an Nuckelflaschen zu saugen. In den Wartebuchten sind jedoch keine Nuckeltränken angebracht, sondern ganz normale Schalenbehältnisse. Für die Kleinen bedeutet das: keine Nahrung und damit noch größere Erschöpfung.
Gewalt, auch von Kindern an Kindern
Als wäre das nicht schon schlimm genug, werden die kleinen Kälber, die sich in dem Alter eigentlich nach der Geborgenheit ihrer Mutter sehnen, getreten, geschlagen und an den Ohren gezogen. Darüber hinaus werden ihre Schwänze erbarmungslos geknickt, damit sie sich schneller in und aus den Wartebuchten oder der Auktionshalle bewegen. Besonders verstörend sind jedoch die Aufnahmen, die zeigen, wie selbst zwei Kinder auf ein am Boden liegendes Kalb einschlagen und -treten und wie Mitarbeiter der Kälberauktion direkt neben die Wartebuchten der Tiere urinieren. Ein unmögliches Verhalten, das sich die Kinder als falsches Vorbild nehmen und somit zur nächsten Generation an Tierquälern heranwachsen.
Nach dem Erhalt des Materials hat PETA Strafanzeige gegen den Zuchtverband erstattet, der zusätzlich von RTL mit den Aufnahmen konfrontiert wurde. Nach Informationen des TV-Senders habe der Verband den Vorwurf des Platzmangels zwar zurückgewiesen, dafür aber in einem Statement Konsequenzen angesprochen: „Selbstverständlich dürfen Tiere nicht getreten werden. Die Videoaufnahmen haben wir sofort genutzt, um eine Mitarbeiterversammlung einzuberufen. Mit unseren Beschäftigten haben wir ausführlich gesprochen. Alle Markthelfer werden nochmals gezielt nachgeschult. Kinder und Jugendliche dürfen künftig nicht mehr in der Markthalle mithelfen.“
Dies mag zwar eine erste Annährung zur Besserung sein, doch das allein reicht bei weitem nicht aus. Die Politik muss endlich handeln und den Wandel zum veganen Ökolandbau ohne Massentierhaltung vorantreiben, damit unschuldige Tiere nicht unnötig qualvoll leiden müssen.
Woher kommen die Kälber und wo geht es hin?
Zur tragischen Geschichte dieser Kälber gehört auch noch die Tatsache, dass diese Tierkinder meist nur „Nebenprodukte“ der Milchindustrie sind. Kühe produzieren nur Milch, wenn sie Kälber gebären. Diese werden dann, ohne Rücksicht auf jegliche Mutter-Kind-Beziehung, kurz nach der Geburt von ihren Müttern getrennt, damit die produzierte Milch bei uns in den Supermarkt-Regalen landet. Während der weibliche Nachwuchs im Anschluss zur nächsten Milchkuh-Generation herangezüchtet wird, sind die jungen Bullen meist unbrauchbar für den Mastbetrieb und werden bei Auktionen versteigert.
Nach der Auktion geht die Tortur für die versteigerten Kälber weiter. Laut PETA werden die jungen Tiere meist in ungeeigneten Transportern mit zu wenig Platz und ohne Nahrung nach Spanien oder in die Niederlande, die sich auf die Mast der Milchkuh-Kälber spezialisiert haben, verfrachtet. Dort werden sie gemästet, bis sie „reif genug sind“, um ins EU-Ausland transportiert zu werden, wo sie ohne Betäubung getötet und anschließend geschlachtet werden.